
Biologie
Die Gattung der Süßhölzer (Glycyrrhiza) gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), zu denen beispielsweise auch Erbsen, Bohnen und der Ginster gezählt werden. Das Hauptverbreitungsgebiet der Süßholzarten ist der Eurasische Kontinent, sie sind jedoch auch auf dem Amerikanischen und Australischen Kontinent zu finden. Süßhölzer sind Halbsträucher oder ausdauernde, krautige Stauden mit wechselständigen, unpaarig gefiederten Blättern mit jeweils 3 oder 5-17 Fiedern. Die in Bamberg kultivierte Unterart Glycyrrhiza glabra L. blüht im Mai oder Juni. Nachdem die Pflanze geblüht hat, entwickeln sich bis September in den Hülsen zwei Reihen von kugel- oder nierenförmigen Samen, die eine dicke Schale haben.
Anwendung in der Medizin
Der medizinisch wirksame und ökonomisch interessante Bestandteil des Süßholzes ist Glycyrrhizin, welches den süßen Geschmack bewirkt und zu 4-7% in den unterirdischen Teilen der Süßholzpflanze vorhanden ist. Die aus Glycyrrhizin entstehende Glycyrrhizinsäure hat eine antibakterielle, antivirale und pilzwidrige Wirkung. Des Weiteren wirkt sie u.a. entzündungshemmend, hustenlindernd und schleimlösend, weshalb sie in der traditionellen Chinesischen und der darauf aufbauenden Kampo-Medizin in Japan sehr oft eingesetzt wird. Auch in Deutschland wird Süßholz noch häufig im medizinischen Sinne verwendet, z.B. in Hustenbonbons oder -säften. Allerdings sollte, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, bei einer täglichen Einnahme von Süßholz die Dauer von vier Wochen nicht überschritten werden.
Andere Verwendung
Die wohl bekannteste Verwendung von Süßholz ist in der Süßigkeit Lakritze, die es in unterschiedlichsten Ausführungen gibt. Jeder kennt vermutlich Lakritzschnecken, wobei sich jedoch in einigen auf Lakritze spezialisierten Läden eine riesige Vielfalt an Angeboten findet. Allerdings ist in vielen sogenannten Lakritze-Produkten nur wenig bis gar kein Süßholz enthalten, sondern Anisöl, welches zu dem vermeintlich typischen Geschmack der Produkte führt. Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich von Süßholz ist in der Tabakverarbeitung, wobei hier nicht nur der Geschmack im Vordergrund steht, sondern auch die Feuchtigkeitsregulierung, zu der das Süßholz beiträgt. Ebenso wird Süßholz in der Getränkeindustrie verwendet, z.B. in Likören, Magenbittern und diversen Tees, sowie in weiteren Verarbeitungszweigen von der Nahrungsmittel- bis hin zur Kosmetikindustrie. Das meiste industriell verwendete Süßholz stammt heute aus Ländern Asiens wie Iran, Usbekistan und China, wo es meist günstig aus wilden Pflanzenbeständen geerntet werden kann. Es wird zum Export meist ein Extrakt produziert, das dann eingedickt wird und damit leichter zu transportieren ist.
In Europa wird Süßholz nur noch vom Familienbetrieb Amarelli aus Kalabrien kultiviert und vertrieben.
Quellenangaben
L. Strecker (2011) – Glycyrrhiza glabra L.
in: „Das grüne Erbe der Bamberger Gärtner: Eine Nutzpflanzenstudie über Bamberger lokale Gemüsesorten“
Bamberg (Universität Bamberg).