Geschichte des Süßholzanbaues in Bamberg

Keine Landschaft Deutschlands erzeugt mehr und größere Zwiebeln, keine größere Rüben und Kohlköpfe. Füg hierzu die Süßwurzel, die im Bamberger Land in solcher Menge ausgegraben wird, dass man hochgetürmte Wagen damit beladen sieht.

Abbildung von Süßholz auf dem Stadtplan von Petrus Zweidler aus dem Jahre 1602.
Abbildung von Süßholz auf dem Stadtplan von Petrus Zweidler aus dem Jahre 1602.

Dies ist die älteste heute bekannte Erwähnung des Bamberger Süßholzanbaus durch den Frankenchronisten Johannes Boemius. Zu dieser Zeit – im Jahre 1520 – hatte das Süßholz in Bamberg also schon eine große wirtschaftliche Bedeutung. Dies wird auch durch andere Berichte und Dokumente, wie z.B. Stadtpläne belegt.

Wie diese in Nordeuropa eigentlich nicht heimische Pflanze ursprünglich in die Stadt kam ist nicht genau bezeugt, jedoch wächst Süßholz der Sage nach dort, wo die Heilige Kaiserin Kunigunde vor ca. 1000 Jahren entlangging. Es gibt Quellen, die davon ausgehen, dass das Wissen über den Anbau und die Verwendung von Süßholz durch die Literatur, über verschiedene Stationen im südlichen und östlichen Europa, seinen Weg nach Bamberg fand, was jedoch teilweise umstritten ist.

Süßholzernte im Gärtner- und Häckermuseum
Süßholzernte im Gärtner- und Häckermuseum

Sicher ist hingegen, dass Süßholz in Bamberg über sehr lange Zeit ein wirtschaftlich bedeutendes Produkt war, das auch bis weit über die Deutschen Grenzen hinaus u.a. nach Ungarn, Holland und Österreich exportiert wurde. Vom frühen 16. Jhd. an nennen Reisende, Ärzte und Buchhalter die Pflanze als eine Besonderheit der Stadt, welche sie bis Anfang des 19. Jhd. war. Zu dieser Zeit etablierte sich die organische Chemie in der Heilmittelherstellung und es wurde vermehrt Rohr- oder Rübenzucker zum Süßen eingesetzt, wodurch die Verwendung von Süßholz stark zurückging.

Danach war das Bamberger Süßholz bis zum Anfang des 20. Jhds. hauptsächlich als Kranz geflochten auf vielen Jahrmärkten in der Region zu kaufen, wo es stets eine Attraktion war. Da sich jedoch die Vorlieben der Jahrmarktbesucher eher zum Genuss anderer Süßigkeiten hin entwickelten, wurde der Süßholzanbau in Bamberg um die Mitte des 20. Jhds. herum fast ganz eingestellt.

Letztes Bild von gewerblichen Süßholzanbau in Bamberg aus dem Jahr 1950
Gewerblicher Süßholzanbau in Bamberg 1950

Von da an wurde Süßholz nur noch im Bamberger Gärtner- und Häckermuseum kultiviert. Dies sicherte das Überleben dieser traditionsreichen Pflanze in Bamberg und aus den dortigen Pflanzen wurden die Setzlinge für die heute bepflanzten Flächen der Süßholz-Gesellschaft gezogen. Seit einigen Jahren findet bei den Bambergern eine Rückbesinnung auf diese Pflanze statt und so gibt es derzeit wieder einige kleinere Flächen, die mit Süßholz bepflanzt sind, was jedoch nur Schauzwecken dient. Diese Flächen befinden sich u.a. auf dem Gelände des Gemüsebauversuchsbetriebs der Bayerischen  Landesanstalt für Wein- und Gartenbau an der Galgenfuhr, im Gärtner- und Häckermuseum in der Mittelstraße sowie im Schaukräutergarten der Bamberger Kräutergärtnerei Mussärol in der Nürnberger Straße. Seit 2010 mit der Gründung der Bamberger Süßholz-Gesellschaft wird auf historischen Gärtnerflächen in Bamberg wieder großflächig Süßholz angebaut.

Verkauf von Bamberger Gärtnerprodukten, u.a. Süßholz auf dem Maxplatz 1902
Verkauf von Bamberger Gärtnerprodukten, u.a. Süßholz auf dem Maxplatz 1902

Quellenangaben

G. Handschuh (1988) – Die Geschichte des Bamberger Süßholzanbaus
Auszug aus der Festschrift zum 125jährigen Vereinsjubiläum des Oberen Gärtnervereins Bamberg
Bamberg (Römerdruck)

L. Strecker (2011) – Glycyrrhiza glabra L.
in: „Das grüne Erbe der Bamberger Gärtner: Eine Nutzpflanzenstudie über Bamberger lokale Gemüsesorten“
Bamberg (Universität Bamberg).